jueves, 31 de diciembre de 2015

Avanzado >> Heinrich Hannover: Herr Böse und Herr Streit


Als im Oktober die Äpfel reif wurden, holte Herr Böse mitten in der Nacht seine Leiter aus dem Keller und stieg heimlich und leise-leise auf den Baum und pflückte alle Äpfel. Als Herr Streit am nächsten Tag ernten wollte, war kein einziger Apfel mehr am Baum. «Warte!», sagte Herr Streit, «dir werd’ ich’s heimzahlen.»  
Und im nächsten Jahr pflückte Herr Streit die Äpfel schon im September, obwohl sie noch gar nicht reif waren. «Warte!», sagte Herr Böse, «dir werd’ ich’s heimzahlen.»  
Und im nächsten Jahr pflückte Herr Böse die Äpfel schon im August, obwohl sie noch ganz grün und hart waren. «Warte!», sagte Herr Streit, «dir werd’ ich’s heimzahlen.»  
Und im nächsten Jahr pflückte Herr Streit die Äpfel schon im Juli, obwohl sie noch ganz grün und hart und soo klein waren. «Warte!», sagte Herr Böse, «dir werd’ ich’s heimzahlen.»  
Und im nächsten Jahr pflückte Herr Böse die Äpfel schon im Juni, obwohl sie noch so klein wie Rosinen waren. «Warte!», sagte Herr Streit, «dir werd’ ich’s heimzahlen.»  
Und im nächsten Jahr schlug Herr Streit im Mai alle Blüten ab, sodass der Baum überhaupt keine Früchte mehr trug. «Warte!», sagte Herr Böse, «dir werd’ ich’s heimzahlen.»  
Und im nächsten Jahr im April schlug Herr Böse den Baum mit einer Axt um. «So», sagte Herr Böse, «jetzt hat Herr Streit seine Strafe.»  Von da ab trafen sie sich häufiger im Laden beim Äpfelkaufen.


Heinrich Hannover. Quelle: foermig.uni-hamburg